Haus St. Antonius
Grein a.d. Donau / Österreich
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Mag. Elisabeth Svoboda                                                                                                                             alle Artikel          Startseite

Lobgebet

In der Bibel finden wir viel Lobgebet, zum Beispiel in den Psalmen. Gott wird gelobt, gepriesen, es wird Gott gedankt. Auch wir sollen das tun: "Laßt in eurer Mitte Psalmen, Hymnen und Lieder erklingen, wie der Geist sie eingibt. Singt und jubelt aus vollem Herzen zum Lob des Herrn! Sagt Gott, dem Vater, jederzeit Dank für alles im Namen Jesu Christi, unseres Herrn!" (Eph 5,19-20).

In der Liturgie ist es eingebaut; im persönlichen Gebetsleben der Christen wird es oft vernachlässigt. Da ist das Bittgebet viel beliebter. Probleme und Leid lassen rasch und leicht zu Gott flehen. Um noch ein Lobgebet anzuhängen, das mir selbst nichts zu bringen scheint, dafür bleibt keine Zeit mehr. Solange noch Probleme da sind, hat man auch den Kopf nicht frei, ist man nicht in der Stimmung, um "aus vollem Herzen" zu jubeln.

Wenn ich an Gott ein Bittgebet richte: An wen richte ich die Bitte? Wie ist dieser Gott? Hört er meine Bitte? Will und kann er mir helfen? Wie mächtig, wie groß, wie gütig, wie wohlwollend, wie weise, wie vorausblickend ist er? Muß ich mir das alles nicht zuerst bewußt machen, um zu wissen, wem ich meine Sorgen und Probleme anvertraue?

"Groß und wunderbar sind deine Taten, Herr, Gott und Herrscher über die ganze Schöpfung. Gerecht und zuverlässig sind deine Wege, du König der Völker." (Offb 15,3). Beim Lobgebet denke ich darüber nach, wie Gott ist und was er für uns tut. Man betrachtet die überwältigenden Eigenschaften Gottes, seine Größe, seine Allmacht, seine Sorge für uns. Lobgebet ist wie ein Glaubensbekenntnis in Form von Freude, Begeisterung, Dank, Vertrauen, Gelassenheit, Leichtigkeit, vielleicht Gesang.

Echtes, innerlich mitvollzogenes Lobgebet, das ist aber keine oberflächliche Aufmunterung. Es ist nicht der äußere Zuckerguß, um einen langweiligen, ernsten Glauben genießbar zu machen, sondern es ist umgekehrt das Vorstoßen zum eigentlichen Kern des Glaubens.

Lobgebet ist bei genauer Betrachtung etwas ganz Wesentliches und Grundlegenden; es ist die Folge aus dem sachlichen Nachdenken über den Glauben, über Gott. Der Glaube soll von der Theorie in mein konkretes Leben wandern. Wenn Freude, Lob, Dank da sind, empfunden werden, so zeigt das, daß der Glaube in meinem Leben wirklich etwas auslöst, daß er greift. Und wenn ich Gott wirklich "Dank für alles" sagen kann, wenn ich auch solche "Taten" und "Wege" Gottes, die mir schwer verständlich erscheinen, nicht nur akzeptieren, sondern sogar loben kann, dann bin ich im vollen Einklang mit Gott. Das Lobgebet ist Ausdruck für die innere, auch durch äußere negative Einflüsse unzerstörbare Kraft, die der Glaube, die die Beziehung zu Gott schenkt: "Deshalb seid ihr voll Freude, obwohl ihr jetzt vielleicht kurze Zeit unter mancherlei Prüfungen leiden müßt." (1 Petr 1,6).

Daß das mehr ist als nur ein schöner  Satz in der Bibel, zeigt zum Beispiel der Sonnengesang, den der Hl. Franziskus im Zustand schwerer Krankheit verfaßt hat, und zeigt beeindruckend auch ein Bericht über die gegenwärtig verfolgten Christen in China: "Wenn sie Gott preisen, schließen sie die Fenster." (kath.net/Newsweek). In ihrer schwierigen Situation, aus der Gott sie nicht so ohne weiteres befreit, drängt es sie dennoch, ihn laustark zu loben. Und ihre Zahl nimmt beständig zu.

Das Lobgebet gilt als besonders kräftiges, starkes Gebet. Wer sich dazu entschließen kann, sich noch vor dem Bittgebet in das Loben, Preisen und Danken zu vertiefen, der darf vielleicht bisweilen die Erfahrung machen, daß Gott ihm zuvorkommt: "... euer Vater weiß, was ihr braucht, noch ehe ihr ihn bittet." (Mt 6,8).
 

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