Haus St. Antonius
 
Grein a.d. Donau / Österreich


(Artikel aus der Quartalschrift "Wegbegleiter" 2017 / 1)

Mag. Elisabeth Svoboda
                                                                          

Das Geschehen von Fatima  I  -  Die Geheimnisse


Anläßlich des 100. Jahrestages der Marienerscheinungen in Fatima im Jahr 2017 gibt es in der Kirche Aktivitäten verschiedenster Art. Auch wir möchten uns mit diesem Thema befassen. Wegen der Reichhaltigkeit und Komplexität des Geschehens von Fatima und wegen der Länge der "Geheimnisse" teilen wir dieses Thema in zwei Teile. In diesem Artikel soll vor allem der Text der Geheimnisse wiedergegeben werden. In der nächsten Ausgabe unseres Heftes erfolgen weitere Ausführungen.

Im Jahr 1917, während des Ersten Weltkrieges, erschien die Muttergottes in Fatima, Portugal, den drei Hirtenkindern Lucia dos Santos (10), Jacinta Marto (7) und Francisco Marto (8). Im Rahmen von insgesamt sechs Erscheinungen wurden ihnen bei der dritten Erscheinung am 13. Juli drei Geheimnisse (bzw. ein Geheimnis in drei Teilen) mitgeteilt, die Lucia aufgeschrieben hat. Am 13. Mai 1942 wurden das erste und zweite von der Kirche veröffentlicht, das dritte am 26. Juni 2000. Alle drei Geheimnisse sind in dem Dokument der Kongregation für die Glaubenslehre vom 26. Juni 2000 mit dem Titel "Die Botschaft von Fatima" zu lesen.

Rufen wir uns diese Botschaften der Muttergottes wieder in Erinnerung:

Das erste Geheimnis

"Der erste Teil war die Vision der Hölle. Unsere Liebe Frau zeigte uns ein großes Feuermeer, das in der Tiefe der Erde zu sein schien. Eingetaucht in dieses Feuer sahen wir die Teufel und die Seelen, als seien es durchsichtige schwarze oder braune, glühende Kohlen in menschlicher Gestalt. Sie trieben im Feuer dahin, emporgeworfen von den Flammen, die aus ihnen selber zusammen mit Rauchwolken hervorbrachen. Sie fielen nach allen Richtungen, wie Funken bei gewaltigen Bränden, ohne Schwere und Gleichgewicht, unter Schmerzensgeheul und Verzweiflungsschreien, die einen vor Entsetzen erbeben und erstarren ließen. Die Teufel waren gezeichnet durch eine schreckliche und grauenvolle Gestalt von scheußlichen, unbekannten Tieren, aber auch sie waren durchsichtig und schwarz."

Das zweite Geheimnis

Diese Vision dauerte nur einen Augenblick. Dank sei unserer himmlischen Mutter, die uns vorher versprochen hatte, uns in den Himmel zu führen (in der ersten Erscheinung). Wäre das nicht so gewesen, dann glaube ich, wären wir vor Schrecken und Entsetzen gestorben. Wir erhoben den Blick zu Unserer Lieben Frau, die voll Güte und Traurigkeit sprach: - Ihr habt die Hölle gesehen, wohin die Seelen der armen Sünder kommen. Um sie zu retten, will Gott in der Welt die Andacht zu meinem Unbefleckten Herzen begründen. Wenn man tut, was ich euch sage, werden viele Seelen gerettet werden, und es wird Friede sein. Der Krieg wird ein Ende nehmen. Wenn man aber nicht aufhört, Gott zu beleidigen, wird unter dem Pontifikat von Papst Pius XII. * ein anderer, schlimmerer beginnen. Wenn ihr eine Nacht von einem unbekannten Licht erhellt seht, dann wißt, daß dies das große Zeichen ist, das Gott euch gibt, daß Er die Welt für ihre Missetaten durch Krieg, Hungersnot, Verfolgungen der Kirche und des Heiligen Vaters bestrafen wird. Um das zu verhüten, werde ich kommen, um die Weihe Rußlands an mein unbeflecktes Herz und die Sühnekommunion an den ersten Samstagen des Monats zu verlangen. Wenn man auf meine Wünsche hört, wird Rußland sich bekehren und es wird Friede sein. Wenn nicht, wird es seine Irrlehren über die Welt verbreiten, wird Kriege und Kirchenverfolgungen heraufbeschwören. Die Guten werden gemartert werden, der Heilige Vater wird viel zu leiden haben, verschiedene Nationen werden vernichtet werden, am Ende aber wird mein Unbeflecktes Herz triumphieren. Der Heilige Vater wird mir Rußland weihen, das sich bekehren wird, und der Welt wird eine Zeit des Friedens geschenkt werden."

* In der Originalhandschrift von Lucia und folglich in anderen Publikationen steht jedoch "Pius XI.".

Das dritte Geheimnis

"Nach den zwei Teilen, die ich schon dargestellt habe, haben wir links von Unserer Lieben Frau etwas oberhalb einen Engel gesehen, der ein Feuerschwert in der linken Hand hielt; es sprühte Funken, und Flammen gingen von ihm aus, als sollten sie die Welt anzünden; doch die Flammen verlöschten, als sie mit dem Glanz in Berührung kamen, den Unsere Liebe Frau von ihrer rechten Hand auf ihn ausströmte: den Engel, der mit der rechten Hand auf die Erde zeigte und mit lauter Stimme rief: Buße, Buße, Buße! Und wir sahen in einem ungeheuren Licht, das Gott ist: 'etwas, das aussieht wie Personen in einem Spiegel, wenn sie davor vorübergehen', einen in Weiß gekleideten Bischof; 'Wir hatten die Ahnung, daß es der Heilige Vater war', verschiedene andere Bischöfe, Priester, Ordensmänner und Ordensfrauen einen steilen Berg hinaufsteigen, auf dessen Gipfel sich ein großes Kreuz befand aus rohen Stämmen wie aus Korkeiche mit Rinde. Bevor er dort ankam, ging der Heilige Vater durch eine große Stadt, die halb zerstört war und halb zitternd mit wankendem Schritt, von Schmerz und Sorge gedrückt, betete er für die Seelen der Leichen, denen er auf seinem Weg begegnete. Am Berg angekommen, kniete er zu Füßen des großen Kreuzes nieder. Da wurde er von einer Gruppe von Soldaten getötet, die mit Feuerwaffen und Pfeilen auf ihn schossen. Genauso starben nach und nach die Bischöfe, Priester, Ordensleute und verschiedene weltliche Personen, Männer und Frauen unterschiedlicher Klassen und Positionen. Unter den beiden Armen des Kreuzes waren zwei Engel, ein jeder hatte eine Gießkanne aus Kristall in der Hand. Darin sammelten sie das Blut der Märtyrer auf und tränkten damit die Seelen, die sich Gott näherten."

Hinsichtlich des dritten Geheimnisses gibt es begründete Vermutungen (z.B. wegen widersprüchlicher Aussagen höherrangiger kirchlicher Personen ...), daß es nicht vollständig veröffentlicht wurde, sondern daß ein Teil fehlt.

Die drei Geheimnisse bilden das Kernstück des Fatima-Geschehens. Darüber hinaus haben die drei Kinder noch vieles andere erlebt. Wie oben erwähnt, soll davon später berichtet werden.



 

 

 

 

 

 

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