Haus St. Antonius
Grein a.d. Donau / Österreich


Mag. Elisabeth Svoboda
                                                                          

Mich dürfte es gar nicht geben


Gott liebt jeden Menschen. Gott freut sich über jeden Menschen. Für ihn ist jeder Mensch wichtig. Jeder hat eine Aufgabe in der Welt, die nur er erfüllen kann. Mit jedem hat Gott einen speziellen Plan.

Das hören, lesen und singen wir. Das verstehen wir, und das ist uns klar. Und wir freuen uns auch darüber.

Auch wenn jemand von anderen Menschen nicht angenommen, nicht geschätzt, nicht geliebt wird, können wir immer noch sagen: "Aber Gott liebt dich. Aber Gott braucht dich."

Dann gibt es aber auch Menschen, deren Entstehung aus einer Situation resultiert, die nicht hätte sein dürfen; Menschen, die durch ein strafbares Verhalten, durch Gewalt, aus einer verbotenen Beziehung entstanden sind; Menschen, die aus einer Situation entstanden sind, die Gott nicht gewollt haben kann.

Jetzt scheinen wir vor einem Widerspruch zu stehen.

Wie paßt das zusammen? Wie kann sich Gott freuen, daß ein Mensch lebt, wenn er die Umstände, die zu seiner Entstehung geführt haben, nicht gewollt hat? Wie kann jemand, der nicht hätte entstehen dürfen, im Plan Gottes sein? Wie kann jemand, der gar nicht hätte entstehen dürfen, eine Aufgabe in der Welt haben, die nur er erfüllen kann?

Für jemanden, der selbst davon betroffen ist, kann das eine enorme Belastung sein. Sein ganzes Leben kann überschattet sein von dem Bewußtsein: "Mich dürfte es gar nicht geben." Vielleicht empfindet er trotz allem Glauben und Vertrauen auf Gott auch eine dünne Trennwand zwischen ihm und Gott. Vielleicht empfindet er eine ebensolche Trennwand zwischen sich und den anderen Menschen, den "gewollten", "erlaubten".

Aber gibt es in dieser Sache so etwas wie zwei Kategorien von Menschen?

Jemand könnte sagen: "Ich stamme von besten Verhältnissen ab. Ich war ein Wunschkind meiner Eltern. Auch bei meinen Großeltern war alles in Ordnung. Und von den Urgroßeltern weiß ich auch noch aus Erzählungen, daß alles gut war."

Bedenken wir aber und machen wir uns einmal bewußt, von wievielen Vorfahren wir noch weiter abstammen.

Es kann mit Sicherheit gesagt werden, daß ausnahmslos jeder Mensch unerlaubte Beziehungen in seinem Stammbaum hat, ohne die er nicht existieren würde.

So trifft es auf jeden Menschen zu: "Mich dürfte es gar nicht geben."
Jeder Mensch lebt in diesem Widerspruch.

Es gibt nur solche Menschen. Gott weiß das. Und diese Menschen liebt er eben.


 

 

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