Haus St. Antonius
 
Grein a.d. Donau / Österreich



Mag. Elisabeth Svoboda
                                         

Hat sich die katholische Kirche von der Bibel entfernt ?


Oft wird die katholische Kirche mit dem Vorwurf konfrontiert, daß in ihrer Lehre Dinge vorkommen, die gar nicht in der Bibel stehen.

Besonders Dogmen werden dabei angeführt. Sie sind verpflichtend zu glauben. Die Kirche sagt: "Das ist so." Sieht man aber in der Bibel nach, kann man oft nichts über diesen Sachverhalt lesen. In der Bibel kommt das gar nicht vor.

Aber ist nicht die Bibel die verbindliche Basis, die Grundlage des christlichen Glaubens?

Müßte man nicht annehmen, daß nur das Gültigkeit habe, was in der Bibel steht, was von der Bibel abgedeckt ist? Handelt die Kirche, handelt Rom, der Papst da nicht eigenmächtig? Hat sich da nicht eine von der Heiligen Schrift abgekoppelte Eigendynamik entwickelt? Werden nicht leichtfertig und ungerechtfertigt irgendwelche theologische Überlegungen oder gar nur Entwicklungen in der Volksfrömmigkeit zu verbindlichen Glaubensaussagen?

Gerade dann, wenn man die Bibel genau liest, wird man auch auf diese Stelle stoßen, wo Jesus vor seinem Tod zu den Jüngern sagt: "Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen. Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in die ganze Wahrheit führen." (Joh 16,12-13).

Es gibt noch mehr als das, was Jesus gesagt hat. Es gibt noch mehr als das, was die Jünger damals aufnehmen, verstehen konnten. Jesus weist in die Zukunft. Der Heilige Geist wird die Kirche führen. Die Kirche wird immer mehr verstehen, immer mehr tragen können als es die Jünger zur Zeit Jesu konnten. Die Kirche wird Dinge erkennen, die Jesus den Jüngern noch gar nicht gesagt hat, noch nicht sagen konnte. Die Kirche wird sich erst im Laufe der Zeit immer mehr zur ganzen Wahrheit hin entwickeln.

Das bedeutet freilich nicht, daß jede neue Idee, jede neue Entwicklung dem Heiligen Geist zuzuschreiben wäre. Eine sehr genaue Prüfung ist erforderlich ebenso wie die Einheit mit dem Nachfolger des Petrus, mit dem Papst (vgl. Mt 16,18).

Auch heute noch, nach 2000 Jahren, werden in der Kirche die alten Texte der Bibel gelesen – von den Gläubigen, von den Theologen, den Exegeten, im Gottesdienst.

In dieses Lesen, Nachdenken, Forschen, Beten, Fragen, Suchen, Umsetzen ins Leben wirkt der Heilige Geist hinein, führt die Menschen, die Gläubigen, die Theologen, führt die Kirche immer weiter, führt zu einem immer tieferen Verständnis, führt immer mehr zur ganzen Wahrheit.

Mit dem, was sich daraus an neuen theologischen Erkenntnissen ergibt, verwirklicht die Kirche genau das, was in der Bibel zu lesen ist, das, was Jesus über die Zukunft gesagt hat.



 

Nach oben